Angst im Körper gefangen? Hier ist dein SOS-Tipp!

Unser Körper und Geist stehen sehr eng miteinander in Verbindung. Die untrennbare Verbindung ist ein grundlegendes Prinzip unseres menschlichen Seins. Wenn wir starke Emotionen erleben, antwortet unser Körper automatisch und spiegelt unsere inneren Zustände wider. Das Erleben von starken Emotionen manifestiert sich quasi ganz von alleine in körperlichen Reaktionen. Stell dir einmal positive Emotionen wie Freude, Glück oder Begeisterung vor. Du wirst vermutlich sofort feststellen und spüren, wie allein beim Gedanken daran, deine Mundwinkel sich anheben, deine Augen zu leuchten beginnen sowie Lachfalten um sie herum entstehen und sich auch deine Atmung vertieft.

Es ist faszinierend zu beobachten, wie unser gesamter Körper ohne Worte spricht. Unsere Mimik und Gestik sind nur ein Teil davon. Ganz automatisch passen sich unsere Haltung, die Muskeln und sogar unsere Atmung unseren Emotionen an. Wenn du nun hingegen an Angst und Aufregung denkst, wirst du vermutlich verspüren, wie sich dein Brustkorb zusammen zieht, deine Atmung flacher wird und dein Herz womöglich schneller schlägt. Der Zustand der Angst ist ein sehr starker Emotionszustand. Befinden wir uns länger oder verhäuft in diesem Zustand, kann es sein,  dass sich diese Emotion im Körper festsetzt und wir buchstäblich in diesem Zustand gefangen sind. Wir leben dann in einem Körper, der die Angst gespeichert hat und in diesem Gefühl feststeckt.

Anzeichen eines ängstlichen Körperzustands können sein:

  • die Atmung wird flacher
  • Die Brust zieht sich nach innen
  • Wir nehmen eine defensive Haltung ein und verkleinern uns
  • nach vorne geneigter Nacken
  • Tendenz, den Blick nach unten zu richten

Warum reagiert der Körper auf diese Weise?

Dies liegt an physiologischen und neurologischen Prozessen. Wenn wir Angst empfinden, aktiviert sich unser autonomes Nervensystem und setzt einen Prozess in Gang, der die Intention hat, uns zu schützen. Das autonome Nervensystem ist mit Muskelfasern im gesamten Körper verbunden. Einige dieser Fasern steuern die Atmung, andere die Körperhaltung, und wieder andere beeinflussen unsere Muskelkraft sowie die Art und Weise, wie wir sprechen, denken und handeln. Es erstreckt sich sogar bis auf die Ebene der Verdauung.

Über die Zeit möchte der Körper Energie sparen und die Muskulatur bleibt in diesem Zustand. Die Muskeln sind verkürzt und der Körper ist chronisch verspannt. Oft ist der akute Stressor gar nicht mehr vorhanden, aber der Körper verharrt aus Gründen der Effizienz und Gewohnheit in diesem Zustand.

SOS-Tipp

Es gibt viele Ansätze, mit Angst umzugehen und in diesem Blog-Artikel möchte ich dir eine meiner Lieblingsübungen vorstellen. Diese Übung könnte nicht einfacher sein und ich verspreche dir, sie ist sehr effektiv. Die Anleitung lautet: heb’ die Arme über den Kopf!  Und ja, du liest richtig, that’s it. Diese so simple Übung ist der kürzeste Weg, um mit deinem animalischen Teil des Gehirns zu kommunizieren und ihm auf klare und einfache Weise zu signalisieren “Wir sind in Sicherheit, alles ist gut!”

In einem Zustand der Angst ist es ein natürlicher Instinkt, die Arme nah am Körper zu halten und sich klein zu machen. Sind die Arme über dem Kopf, dehnst du die Atemhilfsmuskulatur (die bei Stress verkürzt ist), öffnest den Brustkorb und signalisiert dem Körper “hier muss es sicher sein”. Die Atmung vertieft sich, das Nervensystem beruhigt sich und fährt wieder runter.

Du kannst die Arme auf unterschiedlichste Art und Weise heben, am Besten so, wie es sich für dich stimmig anfühlt. Hier sind meine drei Favoriten:

Im Liegen
Leg dich flach auf den Boden und strecke die Arme über deinen Kopf nach hinten aus. Spüre bewusst den Kontakt der Auflagefläche. Dehne dich aus, strecke und räkel dich und genieße die Öffnung in deinem Brustkorb. Spüre bewusst den Raum, der in dir entsteht und das Gefühl von Sicherheit, welches sich in dir ausbreitet. Der Kontakt mit dem Boden signalisiert deinem Körper und Nervensystem zusätzliche Sicherheit.

Im Stehen dehnen
Heb die Arme und dehne deine Flanken. Wenn es sich für dich richtig anfühlt, dann lehne dich gegen eine Wand (auch hier profitierst du von einem zusätzlichen Sicherheitsgefühl) und genieße die Öffnung deines Oberkörpers. Spüre den Raum, der in dir entsteht und beobachte, wie sich dieser Raum mit dem Gefühl von Sicherheit füllt. Wenn du möchtest, kannst du auch bewusst mit Affirmationen wie “Ich bin sicher, alles ist gut, Wir (mein Körper und ich) sind in Sicherheit” arbeiten.   

Beim Tanzen
Schalte deine Lieblingsmusik ein, wirf die Hände in die Höhe und shake your body! Beweg dich frei und intuitiv, hebe die Arme und greif’ nach den Sternen! Du wirst spüren, wie kraftvoll dies ist. Tanzen ist ein wesentlicher Teil der somatischen Körpertherapie. Es baut intuitiv Stress ab, steigert die Glückshormone und stärkt dein Nervensysteme. Du kannst zu ruhiger oder energievoller Musik tanzen, hör hier ganz auf deine Bedürfnisse. Dein Körper weiß ganz genau, was er braucht.

einladung

In der heutigen Welt, in der Stress und Angst oft präsent sind, ist es von entscheidender Bedeutung, Wege zu finden, um unseren Körper und Geist zu beruhigen. Die einfache Übung, die ich heute mit dir geteilt habe, ist ein kraftvolles Werkzeug, um diesem Ziel näher zu kommen. Indem wir unsere Arme über den Kopf heben, senden wir klare Signale an unseren Körper, dass wir sicher sind und dass alles gut ist. Diese Praxis der Selbstberuhigung kann nicht nur helfen, akute Ängste zu mildern, sondern auch langfristig dazu beitragen, dass sich unser Körper von chronischem Stress befreit. Daher lade ich dich ein, diese einfache Übung einmal auszuprobieren – auch wenn sie dir zunächst sehr einfach und trivial erscheint. Nimm dir bewusst Zeit, um dich mit deinem Körper zu verbinden und beobachte, was das Heben der Hände mit dir macht. Schenke dir selbst und deinem Körper die Sicherheit, die du brauchst, um in Harmonie zu sein.